Gurke

Gurke

  • Cucumis sativus - Kürbisgewächse
  • Aussaat ab 2. Maiwoche bis Anfang Juli
  • Vorkultur möglich, aber nicht notwendig
  • keinesfalls überständige Jungpflanzen setzen
  • mindestens 2 Pflanzen anbauen
  • Pflanzen gegen Pilzkrankheiten mit Pflanzenstärkungsmitteln kräftigen
  • Fremdbestäubung, Insekten
  • Samen 4-6 Jahre keimfähig

Gurken sind einjährige, anfangs aufrechte, dann aber bald über den Boden kriechende oder emporrankende, sehr schnell wachsende Pflanzen. In vielen Gärten zählen Schlangen-, Essig- oder Feldgurken zur Standardausstattung. Es gibt zahlreiche unbekannte Gurkenverwandte, die meisten wachsen viel robuster als die „echten“ Gurken: etwa die Russische Gurke, die bis in den Oktober hinein beerntet werden kann.

Gurke ist nicht gleich Gurke

In den folgenden Angaben werden die verschiedenen Gurken - Feldgurken, Essiggurken und Salatgurken - gemeinsam behandelt. Ein grundsätzlicher Unter­schied: Feldgurken und Essiggurken benötigen nicht unbedingt ein Rankgerüst, sie können auch am Boden liegend kultiviert werden. Dann jedenfalls Mulch zur Vorbeugung gegen Falschen Mehltau ausbringen. Salatgurken benötigen ein Rankgerüst oder werden an Schnüren hochgezogen. Eine weitere sortenspezi­fische Unterscheidung in der Kulturführung ist jene, ob die Sorte männliche und weibliche Blüten bringt oder rein weiblich ist. Letztere Sorten benötigen keine Bestäubung für die Fruchtbildung. Bei diesen parthenokarpen ("jungfernfrüchtigen") Sorten setzt jede Blüte eine Frucht an. Unter den samenfesten Sorten ist dies nur bei der Neuzüchtung ,Helena' der Fall, alle anderen parthenokarpen Sorten sind Hybridsorten.

Anbau

Gurken brauchen einen humosen, lockeren Boden, der nicht verschlammen darf - da sie Flaehwurzler sind, ist dies besonders wichtig. Sie können direkt gesät oder vorkultiviert werden. Direkt gesäte Pflanzen wachsen in der Regel robuster als vorkultivierte Pflanzen. Ist der Boden bereits warm (mindestens 13 °C), können Gurken bis Anfang Juli direkt gesät werden. Der Anbau von Jungpflanzen minimiert das Risiko, dass die Pflan­zen den Schnecken zum Opfer fallen. Erste Aussaaten: in Regionen mit Eisheiligen Anfang der 2. Maiwoche, in Regionen ohne Gefahr von Spätfrösten Ende April. Erste Aussaaten mit Vlies abdecken.

Jungpflanzenanzucht

Gurkensamen keimen am schnellsten bei 25-28 °C, die Mindestkeimtemperatur beträgt 13 °C. Nach dem Kei­men kühler (18-20 °C) stellen. Wichtig ist, dass Gurken zügig wachsen können, dafür brauchen sie ausreichend große Töpfe (mindestens 8 cm, besser größer). Gurken erst 2-3 Wochen vor dem Auspflanzen in den Töp­fen aussäen. Keinesfalls pikieren. Haben die Pflanzen bereits dieses Stadium erreicht und lässt die Witterung das Auspflanzen noch nicht zu, die Pflanzen in einen größeren Topf setzen.

Auspflanzen

Nach dem Setzen muss die Pflanze zügig an- und weiterwachsen können. Bei niedrigen Temperaturen bereits um 5 °C sterben die Jungpflanzen nach vor­herigen Welke-Erseheinungen ab. (Auch bei höhe­ren Temperaturen, die von starken Winden begleitet sind!) Daher sollen Gurken in den meisten Regionen erst Mitte Mai gesetzt (oder eben in der 2. Maiwoche ausgesät werden) werden. Sonst auf schwarze Mulch­ folie setzen, mit Vlies überziehen oder über Nacht mit Töpfen abdecken. Auch Glasglocken oder alte Fenster, die zeltartig über die Gurken-Jungpflanzen gestülpt werden, tun gute Dienste. Wichtig ist, dass die Pflan­zen vor dem Setzen abgehärtet sind (Jungpflanzen untertags ins Freie stellen). Keinesfalls überständige Jungpflanzen setzen: Bei der Pflanzung sollen Salat­ gurken ideal 2, maximal 3-4 echte Laubblätter und Essiggurken 2-3 Laubblätter haben. Beim Auspflanzen dürfen die Wurzeln nicht beschädigt werden. In Gärten mit Schneckenproblemen müssen die Jungpflanzen geschützt werden. Pflanzabstände im Glashaus/auf- geleitete Kultur: zwischen den Reihen 130-170 cm, in der Reihe 45-55 cm. Pflanzabstände im Garten, bei Feldgurken: 100 x 40 cm; auf einer üblichen Beetbreite von 120 cm wird am besten nur eine Reihe gesetzt.

Temperaturansprüche

Gurken sind sehr wärmebedürftig und lieben eine feuchte Wärme. Sie wachsen erst ab einer Temperatur von 12 °C; länger anhaltende Temperaturen zwischen 6-12 °C führen zu Wachstumsstockungen.

Düngung und Wasserbedarf

Gurken sind Starkzehrer. Der beste Dünger für Gurken ist strohiger, halb verrotteter Stallmist (ideal Pferde­mist). Aber auch grober Kompost, mit gehäckseltem Stroh gemischt, tut gute Dienste. Gurken haben einen hohen Kalibedarf und sind daher für Beinwelljauchen besonders dankbar. Gurken brauchen, um einen konstanten und guten Ertrag zu erreichen, eine kontinuierliche Wasserver­sorgung. Ab Ausbildung der ersten Früchte und bei trockener Witterung ist der Wasserbedarf besonders hoch. Pro Kilo geernteter Gurke benötigt die Pflanze 12 Liter Wasser.

Rankgerüste

Grundsätzlich können alle Gurken aufgeleitet werden. Bei Salatgurken ist dies üblich, doch auch Feld- und Essiggurken lassen sich so kultivieren. Der Vorteil dabei ist, dass das Laub rasch abtrocknet. Im Gewächshaus werden die Pflanzen am besten an Schnüren in die Höhe geleitet. Die Pflanzen werden bis zum Erreichen des Spanndrahtes 2-mal wöchentlich um die Schnur gewickelt. Im Freiland können aus Holzpfosten und Bohnenrankgittern stabile Rankgerüste gebaut werden.

Pflege

Im geschützten Anbau: Damit die Pflanzen möglichst lange gesund bleiben, regelmäßig vorsichtig entblät­tern (nur wenn die Pflanzen trocken sind).

Fruchtfolge und Mischkultur

Gurken sollen erst nach 4 Jahren wieder auf dersel­ben Fläche wachsen. Schlechte Vorfrüchte sind Kohl­gewächse und Mais. Gute Vorfrüchte für Gurken sind Getreide, Kleegras, Hülsenfrüchte, Porree, Sellerie. Auf dem Gurkenbeet können vor dem Auspflanzen der Gurken noch Salat, Radieschen oder Puffbohnen wachsen. Nach der Gurkenernte kann eine Gründün­gung angebaut werden. Die sonnenhungrigen Gurken selbst sollten eher ein Beet für sich alleine haben, nur in heißen trockenen Regionen können sie in Mischkultur mit Mais angebaut werden. In windigen Lagen fördert eine hohe Nachbarkultur ihre Entwicklung (etwa Stangenbohnen, Zuckermais; Abstand 2 m).

Pflanzengesundheit

Die gegenwärtig in Hausgärten am stärksten verbrei­tete Krankheit ist der Falsche Mehltau (Pseudoperonospora cubensis). Er tritt im Sommer auf, sobald die Nachttemperaturen unter 9 °C sinken und es in den Nächten wiederholt zur Taubildung kommt. Oft ist er schon Anfang Juli anzutreffen. Vorbeugung: die Pflanzen nur am Fuß und sobald die Fruchtbildung eingesetzt hat sparsam gießen, die Pflanzen müssen trocken in die Nacht gehen; Pflanzenstärkungsmittel verwenden (Ackerschachtelhalmjauche alle 2 Wochen 3 Tage hintereinander jeden Morgen spritzen. Auch eine 1:1 mit Wasser verdünnte Spritzung mit Most­essig ist sehr wirksam). Den Pflanzen ein Rankgerüst bieten oder jedenfalls mulchen, so dass die Pflanzen nicht direkt am Boden aufliegen und besser abtrock­nen können, Früchte erst ernten, wenn die Pflanzen vom Morgentau abgetrocknet sind. Schadbild: Auf der Blattoberseite bilden sich kräftig gelbe, scharf abge­grenzte Flecken. Bei zunehmendem Befall verfärben sich die Blattflecken braun, bis schließlich das ganze Blatt abstirbt. Der Pilz kann innerhalb von wenigen Tagen die ganze Kultur hinwegraffen. Auch nach einem Hagelschlag kann der Pilz den geschwächten Pflanzen zusetzen. Behandlung: befallene Blätter sofort entfernen, mit purem Mostessig oder mit im Biolandbau zugelassenen Mitteln (z.B. Cueva® Pilzfrei) spritzen. Weitaus seltener, doch in den letzten Jahren zunehmend kommt in Hausgärten der Echte Mehltau (Sphaerotheco fuliginea und Erysiphe cichoracearum) vor. Schadbild: Blattoberseite pustelig „bestäubt" - er ist abwischbar (im Gegensatz zum Falschen Mehltau). Der Echte Mehltau tritt in erster Linie in Gewächs­häusern bei zu trockener Kulturführung auf und ist nicht saatgutbürtig. Vorbeugung: Falscher Mehltau. Behandlung mit Fenchelöl, Lecithin und Netzschwe­fel. Leicht über Samen übertragen wird die Fusarium- Stängelgrundfäule (Fusarium solani). Sie kommt im Hausgarten nicht, häufig hingegen in Gewächshäusern vor. Befallene Pflanzen welken plötzlich und sterben ab, weil der Pilz die Leitungsbahnen im Stängel ver­stopft. Fusarienpilze können Jahre im Boden überdau­ern, deshalb nach Befall weite Fruchtfolge einhalten (4-5 Jahre Anbaupause). Im Gewächshaus lassen sich gerne die Spinnmilben (Tetronychus urticae) an Gur­ken nieder. Sie können mit ihren natürlichen Feinden, den Raubmilben (Phytoseiulus persimilis, Amblyseius californicus und Amblyseius swirskii) wirksam mini­miert werden, diese bei Nützlingszüchtern bestellen und sofort ausbringen.

Ernte und Lagerung

8-9 Wochen nach der Aussaat bringen Gurken bereits die ersten Früchte. Gesunde Pflanzen, die regelmäßig beerntet werden, setzen bis in den Herbst Früchte an. Die Früchte sind bei 10-12 °C und hoher Luftfeuch­tigkeit (95 %) 1-2 Wochen lagerfähig.

Gurke als Balkongemüse

Viele Balkone sind zu heiß und trocken für Gurken, daher ist ihr Anbau dort recht schwierig. In Kübeln mit mindestens 15 Liter Fassungsvermögen wird am besten die Sorte ,Helena' angebaut. Wichtig sind eine ausreichende Düngung und eine regelmäßige Wasserversorgung. Den Pflanzen ein Rankgerüst geben (oder Schnüre von der Balkondecke herabziehen). Besonders gut eignen sich einige der unten genannten Gurken­raritäten für den Balkon.

Sorten

Salatgurke

,Gergana‘ war in Bulgarien die Hauptgurkensorte. Die fast glattschalige Freilandgurke ist knackig, schmeckt sehr gut und ist ebenso ertragreich wie ,Tanja’, die dunkelgrün und schlank ist. ,Qualitas' ist starkwüch­sig, ertragreich mit früher und reicher Seitentrieb­bildung, liefert eine ausgezeichnete Fruchtqualität, wächst im Freiland und Gewächshaus. ,White Won­der' ist eine Freiland-Salatgurke mit weißen Früchten, wohlschmeckend und ertragreich. Die ,Grüne Grazer' ist eine alte, ertragreiche Lokalsorte aus Graz, Früchte 18 x 8 cm groß mit gelben Streifen. Sie ist frühreif, aber anfällig für Fusariumpilze.

Feldgurke/Senfgurke

Neben den echten Gurken können auch die Russische Gurke und Sorten der indischen Gurke (,Sikkim-Typen') sehr gut als Senfgurke verwendet werden. Eine der ertragreichsten und zuverlässigsten Feldgur­ken ist ,Marketmore' mit dunkelgrünen, bis zu 25 cm langen, glatten und gut schmeckenden Früchten. Eine glatte und gut tragende Feldgurke ist die Sorte ,Delfs 2'. Sie ist sehr ertragreich (bis zu 12 Früchte/Pflanze) und tolerant gegen Echten und Falschen Mehltau. Eine ehemalige Standardsorte, die voll ausgewachsen bis zu 2 kg schwer werden kann, ist die ,Dickfleischige Gelbe'. ,Riesenschäl‘ bildet große, glatte, walzenförmi­ge und dickfleischige Früchte. Ertragreich mit gutem Geschmack ist die ,Weiße Gurke'.

Gewächshausgurke

,Helena' ist eine biologisch-dynamische Neuzüchtung, die lange, glatte Früchte mit mittel- bis dunkelgrü­ner Farbe bildet. Die Früchte haben einen feinen, mild abgerundeten Geschmack. Die Schlangengurke vom parthenokarpen Typ bildet nur vereinzelt männliche Blüten (bei Kälteeinwirkung). Niedrigere Temperaturen als die meisten Sorten verträgt ,Conquerer', eine alte Sorte mit großen Früchten.

Einlegegurke/Essiggurke

Bewährte samenfeste Sorten sind ,Vorgebirgstraube' und ,Vert Petit de Paris', eine ertragreiche, kletternde oder kriechende Einlegegurke. Für eine Einlegegurke untypisch ist die Sorte ,Hilds Glattschalige Traube', da sie eine glatte Schale hat. Relativ robust ist die ,Einlegegurke Weiße Spangenberg' mit vielen ca. 8 cm langen und 3-4 cm dicken Früch­ten zum Einlegen; die weiße Schale wird zur Reife hin immer gelber.

Runde Gurke

Dazu gehören ,Limona', eine runde, gelbfrüchtige Gur­ke, und ,Weiße Apfelgurke' mit weißen, apfelförmigen Früchten.