Herbstrübe, Wasserrübe und Mairübe, Broccoletto und Rübstiel

Herbstrübe, Wasserrübe und Mairübe, Broccoletto und Rübstiel

Mairübe

  • Brassica rapa ssp. Rapa – Kreuzblütler
  • Aussaat ab März/April bis Juli > Ernte Ende Mai bis September
  • Kultur ähnlich Radieschen
  • Samen mindestens 6 Jahre keimfähig

Herbstrübe

  • Brassica rapa ssp. Rapa – Kreuzblütler
  • Aussaat Mitte Juli bis Mitte August
  • Ernte Ende September bis November (unter einer Schneedecke auch bis Anfang März)
  • Samen mindestens 6 Jahre keimfähig

Vor allem die Herbstrüben sind ein wichtiges Herbstgemüse, auch lassen sie sich wie Kraut einsäuern. Genauso gesund wie dieses, kann es noch von vielen GärtnerInnen neu entdeckt wer­den. In Tirol und Kärnten sind die Herbstrüben nach wie vor bekannt und werden gerne angebaut. In Frankreich sind die Rüben als „Navets“ bekannt und ein beliebtes Gemüse für Eintöpfe. Mairüben bilden bei zeitiger Aussaat im März/April im Frei­land ab Anfang Juni zarte, flachrunde oder kuge­lige Knollen, die mit Radieschen vergleichbar, aber größer sind und mild schmecken.

Anbau

Mairüben wachsen gerne auf humosen, nicht zu schweren Böden. Teltower Rübchen gedeihen auf sandigen Böden besonders gut. Erste Sätze mit Vlies abdecken. Mai- und Herbstrüben werden in der Regel direkt gesät (breitwürfig oder in Reihen).

Temperaturansprüche

Die Samen keimen bereits ab 5 °C( zügig jedoch bei 15-20 °C. Die Herbstrüben wachsen in kühleren Regionen langsamer, bilden ein zarteres Fleisch und sind hier weniger krankheitsanfällig. Einige Sorten der Herbstrü­be vertragen leichte Fröste (siehe Sorten). Die Höhengrenze des Rübenanbaus liegt über jener des Krautanbaues. So ist z.B. im rauen Sarntal (Südtirol) das Kraut der Rübe das traditionelle Sauerkraut des Winters.

Düngung und Wasserbedarf

Mairüben haben nur eine sehr kurze Kulturdauer (ca. 9 Wochen) und brauchen daher keine eigene Düngung. Herbstrüben stehen traditionell, da sie als Zweitfrucht nach Getreide angebaut wurden, in zweiter Tracht und werden nicht extra gedüngt. Mairüben können meist noch gut die Winterfeuchte des Bodens ausnutzen, müssen aber eventuell auch bewässert werden. Herbstrüben brauchen für eine schöne Entwicklung eine regelmäßige Wasserver­sorgung.

Pflege

Herbstrüben: Ausdünnen auf ca. 10 x 10 cm, 1- bis 2-mal hacken. Mairüben brauchen aufgrund ihrer kurzen Kulturdauer meist nicht viel Aufmerksamkeit. Außer es treten Erdflöhe auf (siehe Radieschen)

Fruchtfolge und Mischkultur

Fruchtfolge: Klassische Vorfrüchte für Herbstrüben sind Getreide. Im Gemüsegarten sind Buschbohnen, Erbsen oder Früherdäpfel gute Vorfrüchte: keinesfalls auf ein Beet säen, auf dem direkt vorher Kreuzblütler geerntet wurden. Ausreichende Anbaupause (4 Jahre) einhalten.

Mischkultur Mairübe siehe Radieschen.

Pflanzengesundheit

Die Frühjahrssätze werden in manchen Regionen ohne Vliesabdeckung leicht wurmig. Sonst siehe für Mairüben bei Radieschen. Herbstrüben sind gesunde und unkom­plizierte Kulturpflanzen.

Ernte und Lagerung

Mairüben werden frisch gegessen und sind nur kurz (vergleichbar mit -> Radieschen) lagerfähig. Herbst­ rüben können in einem kühlen Erdkeller bis ca. Ende Januar gelagert werden. Unter einer schützenden S­chneedecke können sie bis Anfang März auf dem Feld bleiben. Sie sind generell kürzer als Kohlrüben lagerfähig. Die Rüben werden in Tirol und Kärnten zu „Ruabenkraut“ eingesäuert.

Herbstrübe als Balkongemüse

Mairüben und Herbstrüben können auch im Topf kul­tiviert werden, sie bleiben dann kleiner als im Freiland.

Sorten

Mairüben

Mairüben werden meist im Frühling angebaut, können aber auch noch im Sommer gesät werden. Hingegen können Herbstrüben nur im Sommer angebaut werden. Eine gelbe Form ist die platte ,Petrowski‘ mit feinem, buttrigem Geschmack. Die Sorte kann auch im Sommer angebaut und bis in den Winter geerntet werden (sie hält auch strenge Fröste aus). Sie hat eine gelbe, glatte Haut und hellgelbes Fleisch. Bereits mit 3 cm ernte­reif ist die weißschalige ,Presto‘, ebenso raschwüchsig ist die Sorte ,Ulmer Ochsenhörner‘ mit langen, leicht gebogenen, weiß-roten Rübchen. Eine alte englische Sorte ist ,Veitch’s Red Globe‘, die ebenso wie ,Di Milano a colletto viola‘ einen leuchtend roten Rübenkopf und ein feines Fleisch hat. ,Blanc de vertus‘ ist in Frank­reich geläufig. Eine brandenburgische Spezialität ist das ,Teltower Rübchen‘, und eine japanische Sorte ist ,Shogoin’, die erst mit einem Durchmesser von 10 cm geerntet wird.

Herbstrüben

In Südtirol sind zahlreiche Lokalsorten erhalten, aus Nordtirol z.B. die ,Stoppelrübe aus der Wildschönau‘, flachrund mit weiß-violetter Schale. ,Väterchen Frost‘ ist eine Lokalsorte aus dem Burgenland, die sehr winter­hart ist. Die Sorte ,Bortfelder’ ist lang und gelbfleischig.

Ruabkeime

Auch diese Nutzung hat Tradition und war vor allem in Dörfern der Hanglagen um Bozen verbreitet. Für die Produktion der Ruabkeime werden die Rüben nach der Ernte im Erdkeller nebeneinander auf den Boden gelegt. In der Dunkelheit des feuchten Erdkellers trei­ben die Rüben erneut Blätter aus. Die gebleichten, bitter-herben Triebe sind wahre Vitaminbündel. In der frischgemüsearmen Winterzeit sind sie ein will­kommenes Frischgemüse. Die Triebe können roh oder gedünstet als Salat angemacht werden.

Rübsen und Broceoletto (Brassica rapa ssp. ol cif erd)

Der Rübsen ist die älteste Form der Art Brassica rapa. Die Wildform kommt in Nordafrika und im Mittelmeergebiet vor. Rübsen war eine wichtige Öl- und Futterpflanze in Europa und dem Nahen Osten. Das Öl fand Verwendung als Lampen- und Speiseöl. Seit einigen Jahrzehnten hat sein Anbau an Bedeutung verloren. Es gibt Sommerformen, die im Frühjahr angebaut werden, und Winterformen, die im Herbst kultiviert werden. Broceoletto ist ein Gemüse, das in Italien entstanden ist. Er bildet wie Brokkoli verdickte Blütenknospen, allerdings stehen diese einzeln und reifen nach und nach ab. Broceoletto ist sehr schnell­ wüchsig (40-90 Tage bis zur Ernte) und auch bekannt unter dem Namen ,Cima di rapa‘. Broceoletto pflanzt man entweder in den Herbst hinein oder in Italien den ganzen winter hindurch, bis die Tage wieder zu lang werden. In der Küche werden die kleinen Röschen wie Brokkoli verwendet, auch die Strünke können großzü­gig verarbeitet werden. Broceoletto ist auch eine ideale Einstiegskultur in die Samengärtnerei, da die Pflanzen bereits im ersten Jahr Samen bilden. Jene Pflanzen ver­mehren, die am längsten im Knospenstadium verharren (Auslese auf lange Beerntbarkeit).