Gurke
Gurke
- Cucumis sativus - Kürbisgewächse
- Aussaat ab 2. Maiwoche bis Anfang Juli
- Vorkultur möglich, aber nicht notwendig
- keinesfalls überständige Jungpflanzen setzen
- mindestens 2 Pflanzen anbauen
- Pflanzen gegen Pilzkrankheiten mit Pflanzenstärkungsmitteln kräftigen
- Fremdbestäubung, Insekten
- Samen 4-6 Jahre keimfähig
Gurken sind einjährige, anfangs aufrechte, dann aber bald über den Boden kriechende oder emporrankende, sehr schnell wachsende Pflanzen. In vielen Gärten zählen Schlangen-, Essig- oder Feldgurken zur Standardausstattung. Es gibt zahlreiche unbekannte Gurkenverwandte, die meisten wachsen viel robuster als die „echten“ Gurken: etwa die Russische Gurke, die bis in den Oktober hinein beerntet werden kann.
Gurke ist nicht gleich Gurke
In den folgenden Angaben werden die verschiedenen Gurken - Feldgurken, Essiggurken und Salatgurken - gemeinsam behandelt. Ein grundsätzlicher Unterschied: Feldgurken und Essiggurken benötigen nicht unbedingt ein Rankgerüst, sie können auch am Boden liegend kultiviert werden. Dann jedenfalls Mulch zur Vorbeugung gegen Falschen Mehltau ausbringen. Salatgurken benötigen ein Rankgerüst oder werden an Schnüren hochgezogen. Eine weitere sortenspezifische Unterscheidung in der Kulturführung ist jene, ob die Sorte männliche und weibliche Blüten bringt oder rein weiblich ist. Letztere Sorten benötigen keine Bestäubung für die Fruchtbildung. Bei diesen parthenokarpen ("jungfernfrüchtigen") Sorten setzt jede Blüte eine Frucht an. Unter den samenfesten Sorten ist dies nur bei der Neuzüchtung ,Helena' der Fall, alle anderen parthenokarpen Sorten sind Hybridsorten.
Anbau
Gurken brauchen einen humosen, lockeren Boden, der nicht verschlammen darf - da sie Flaehwurzler sind, ist dies besonders wichtig. Sie können direkt gesät oder vorkultiviert werden. Direkt gesäte Pflanzen wachsen in der Regel robuster als vorkultivierte Pflanzen. Ist der Boden bereits warm (mindestens 13 °C), können Gurken bis Anfang Juli direkt gesät werden. Der Anbau von Jungpflanzen minimiert das Risiko, dass die Pflanzen den Schnecken zum Opfer fallen. Erste Aussaaten: in Regionen mit Eisheiligen Anfang der 2. Maiwoche, in Regionen ohne Gefahr von Spätfrösten Ende April. Erste Aussaaten mit Vlies abdecken.
Jungpflanzenanzucht
Gurkensamen keimen am schnellsten bei 25-28 °C, die Mindestkeimtemperatur beträgt 13 °C. Nach dem Keimen kühler (18-20 °C) stellen. Wichtig ist, dass Gurken zügig wachsen können, dafür brauchen sie ausreichend große Töpfe (mindestens 8 cm, besser größer). Gurken erst 2-3 Wochen vor dem Auspflanzen in den Töpfen aussäen. Keinesfalls pikieren. Haben die Pflanzen bereits dieses Stadium erreicht und lässt die Witterung das Auspflanzen noch nicht zu, die Pflanzen in einen größeren Topf setzen.
Auspflanzen
Nach dem Setzen muss die Pflanze zügig an- und weiterwachsen können. Bei niedrigen Temperaturen bereits um 5 °C sterben die Jungpflanzen nach vorherigen Welke-Erseheinungen ab. (Auch bei höheren Temperaturen, die von starken Winden begleitet sind!) Daher sollen Gurken in den meisten Regionen erst Mitte Mai gesetzt (oder eben in der 2. Maiwoche ausgesät werden) werden. Sonst auf schwarze Mulch folie setzen, mit Vlies überziehen oder über Nacht mit Töpfen abdecken. Auch Glasglocken oder alte Fenster, die zeltartig über die Gurken-Jungpflanzen gestülpt werden, tun gute Dienste. Wichtig ist, dass die Pflanzen vor dem Setzen abgehärtet sind (Jungpflanzen untertags ins Freie stellen). Keinesfalls überständige Jungpflanzen setzen: Bei der Pflanzung sollen Salat gurken ideal 2, maximal 3-4 echte Laubblätter und Essiggurken 2-3 Laubblätter haben. Beim Auspflanzen dürfen die Wurzeln nicht beschädigt werden. In Gärten mit Schneckenproblemen müssen die Jungpflanzen geschützt werden. Pflanzabstände im Glashaus/auf- geleitete Kultur: zwischen den Reihen 130-170 cm, in der Reihe 45-55 cm. Pflanzabstände im Garten, bei Feldgurken: 100 x 40 cm; auf einer üblichen Beetbreite von 120 cm wird am besten nur eine Reihe gesetzt.
Temperaturansprüche
Gurken sind sehr wärmebedürftig und lieben eine feuchte Wärme. Sie wachsen erst ab einer Temperatur von 12 °C; länger anhaltende Temperaturen zwischen 6-12 °C führen zu Wachstumsstockungen.
Düngung und Wasserbedarf
Gurken sind Starkzehrer. Der beste Dünger für Gurken ist strohiger, halb verrotteter Stallmist (ideal Pferdemist). Aber auch grober Kompost, mit gehäckseltem Stroh gemischt, tut gute Dienste. Gurken haben einen hohen Kalibedarf und sind daher für Beinwelljauchen besonders dankbar. Gurken brauchen, um einen konstanten und guten Ertrag zu erreichen, eine kontinuierliche Wasserversorgung. Ab Ausbildung der ersten Früchte und bei trockener Witterung ist der Wasserbedarf besonders hoch. Pro Kilo geernteter Gurke benötigt die Pflanze 12 Liter Wasser.
Rankgerüste
Grundsätzlich können alle Gurken aufgeleitet werden. Bei Salatgurken ist dies üblich, doch auch Feld- und Essiggurken lassen sich so kultivieren. Der Vorteil dabei ist, dass das Laub rasch abtrocknet. Im Gewächshaus werden die Pflanzen am besten an Schnüren in die Höhe geleitet. Die Pflanzen werden bis zum Erreichen des Spanndrahtes 2-mal wöchentlich um die Schnur gewickelt. Im Freiland können aus Holzpfosten und Bohnenrankgittern stabile Rankgerüste gebaut werden.
Pflege
Im geschützten Anbau: Damit die Pflanzen möglichst lange gesund bleiben, regelmäßig vorsichtig entblättern (nur wenn die Pflanzen trocken sind).
Fruchtfolge und Mischkultur
Gurken sollen erst nach 4 Jahren wieder auf derselben Fläche wachsen. Schlechte Vorfrüchte sind Kohlgewächse und Mais. Gute Vorfrüchte für Gurken sind Getreide, Kleegras, Hülsenfrüchte, Porree, Sellerie. Auf dem Gurkenbeet können vor dem Auspflanzen der Gurken noch Salat, Radieschen oder Puffbohnen wachsen. Nach der Gurkenernte kann eine Gründüngung angebaut werden. Die sonnenhungrigen Gurken selbst sollten eher ein Beet für sich alleine haben, nur in heißen trockenen Regionen können sie in Mischkultur mit Mais angebaut werden. In windigen Lagen fördert eine hohe Nachbarkultur ihre Entwicklung (etwa Stangenbohnen, Zuckermais; Abstand 2 m).
Pflanzengesundheit
Die gegenwärtig in Hausgärten am stärksten verbreitete Krankheit ist der Falsche Mehltau (Pseudoperonospora cubensis). Er tritt im Sommer auf, sobald die Nachttemperaturen unter 9 °C sinken und es in den Nächten wiederholt zur Taubildung kommt. Oft ist er schon Anfang Juli anzutreffen. Vorbeugung: die Pflanzen nur am Fuß und sobald die Fruchtbildung eingesetzt hat sparsam gießen, die Pflanzen müssen trocken in die Nacht gehen; Pflanzenstärkungsmittel verwenden (Ackerschachtelhalmjauche alle 2 Wochen 3 Tage hintereinander jeden Morgen spritzen. Auch eine 1:1 mit Wasser verdünnte Spritzung mit Mostessig ist sehr wirksam). Den Pflanzen ein Rankgerüst bieten oder jedenfalls mulchen, so dass die Pflanzen nicht direkt am Boden aufliegen und besser abtrocknen können, Früchte erst ernten, wenn die Pflanzen vom Morgentau abgetrocknet sind. Schadbild: Auf der Blattoberseite bilden sich kräftig gelbe, scharf abgegrenzte Flecken. Bei zunehmendem Befall verfärben sich die Blattflecken braun, bis schließlich das ganze Blatt abstirbt. Der Pilz kann innerhalb von wenigen Tagen die ganze Kultur hinwegraffen. Auch nach einem Hagelschlag kann der Pilz den geschwächten Pflanzen zusetzen. Behandlung: befallene Blätter sofort entfernen, mit purem Mostessig oder mit im Biolandbau zugelassenen Mitteln (z.B. Cueva® Pilzfrei) spritzen. Weitaus seltener, doch in den letzten Jahren zunehmend kommt in Hausgärten der Echte Mehltau (Sphaerotheco fuliginea und Erysiphe cichoracearum) vor. Schadbild: Blattoberseite pustelig „bestäubt" - er ist abwischbar (im Gegensatz zum Falschen Mehltau). Der Echte Mehltau tritt in erster Linie in Gewächshäusern bei zu trockener Kulturführung auf und ist nicht saatgutbürtig. Vorbeugung: Falscher Mehltau. Behandlung mit Fenchelöl, Lecithin und Netzschwefel. Leicht über Samen übertragen wird die Fusarium- Stängelgrundfäule (Fusarium solani). Sie kommt im Hausgarten nicht, häufig hingegen in Gewächshäusern vor. Befallene Pflanzen welken plötzlich und sterben ab, weil der Pilz die Leitungsbahnen im Stängel verstopft. Fusarienpilze können Jahre im Boden überdauern, deshalb nach Befall weite Fruchtfolge einhalten (4-5 Jahre Anbaupause). Im Gewächshaus lassen sich gerne die Spinnmilben (Tetronychus urticae) an Gurken nieder. Sie können mit ihren natürlichen Feinden, den Raubmilben (Phytoseiulus persimilis, Amblyseius californicus und Amblyseius swirskii) wirksam minimiert werden, diese bei Nützlingszüchtern bestellen und sofort ausbringen.
Ernte und Lagerung
8-9 Wochen nach der Aussaat bringen Gurken bereits die ersten Früchte. Gesunde Pflanzen, die regelmäßig beerntet werden, setzen bis in den Herbst Früchte an. Die Früchte sind bei 10-12 °C und hoher Luftfeuchtigkeit (95 %) 1-2 Wochen lagerfähig.
Gurke als Balkongemüse
Viele Balkone sind zu heiß und trocken für Gurken, daher ist ihr Anbau dort recht schwierig. In Kübeln mit mindestens 15 Liter Fassungsvermögen wird am besten die Sorte ,Helena' angebaut. Wichtig sind eine ausreichende Düngung und eine regelmäßige Wasserversorgung. Den Pflanzen ein Rankgerüst geben (oder Schnüre von der Balkondecke herabziehen). Besonders gut eignen sich einige der unten genannten Gurkenraritäten für den Balkon.
Sorten
Salatgurke
,Gergana‘ war in Bulgarien die Hauptgurkensorte. Die fast glattschalige Freilandgurke ist knackig, schmeckt sehr gut und ist ebenso ertragreich wie ,Tanja’, die dunkelgrün und schlank ist. ,Qualitas' ist starkwüchsig, ertragreich mit früher und reicher Seitentriebbildung, liefert eine ausgezeichnete Fruchtqualität, wächst im Freiland und Gewächshaus. ,White Wonder' ist eine Freiland-Salatgurke mit weißen Früchten, wohlschmeckend und ertragreich. Die ,Grüne Grazer' ist eine alte, ertragreiche Lokalsorte aus Graz, Früchte 18 x 8 cm groß mit gelben Streifen. Sie ist frühreif, aber anfällig für Fusariumpilze.
Feldgurke/Senfgurke
Neben den echten Gurken können auch die Russische Gurke und Sorten der indischen Gurke (,Sikkim-Typen') sehr gut als Senfgurke verwendet werden. Eine der ertragreichsten und zuverlässigsten Feldgurken ist ,Marketmore' mit dunkelgrünen, bis zu 25 cm langen, glatten und gut schmeckenden Früchten. Eine glatte und gut tragende Feldgurke ist die Sorte ,Delfs 2'. Sie ist sehr ertragreich (bis zu 12 Früchte/Pflanze) und tolerant gegen Echten und Falschen Mehltau. Eine ehemalige Standardsorte, die voll ausgewachsen bis zu 2 kg schwer werden kann, ist die ,Dickfleischige Gelbe'. ,Riesenschäl‘ bildet große, glatte, walzenförmige und dickfleischige Früchte. Ertragreich mit gutem Geschmack ist die ,Weiße Gurke'.
Gewächshausgurke
,Helena' ist eine biologisch-dynamische Neuzüchtung, die lange, glatte Früchte mit mittel- bis dunkelgrüner Farbe bildet. Die Früchte haben einen feinen, mild abgerundeten Geschmack. Die Schlangengurke vom parthenokarpen Typ bildet nur vereinzelt männliche Blüten (bei Kälteeinwirkung). Niedrigere Temperaturen als die meisten Sorten verträgt ,Conquerer', eine alte Sorte mit großen Früchten.
Einlegegurke/Essiggurke
Bewährte samenfeste Sorten sind ,Vorgebirgstraube' und ,Vert Petit de Paris', eine ertragreiche, kletternde oder kriechende Einlegegurke. Für eine Einlegegurke untypisch ist die Sorte ,Hilds Glattschalige Traube', da sie eine glatte Schale hat. Relativ robust ist die ,Einlegegurke Weiße Spangenberg' mit vielen ca. 8 cm langen und 3-4 cm dicken Früchten zum Einlegen; die weiße Schale wird zur Reife hin immer gelber.
Runde Gurke
Dazu gehören ,Limona', eine runde, gelbfrüchtige Gurke, und ,Weiße Apfelgurke' mit weißen, apfelförmigen Früchten.
Paradeiser/Tomate
Paradeiser/Tomate
- Lycopersicon esculentum - Nachtschattengewächse
- Aussaat ab Ende März/Anfang April
- Auspflanzen ab Mitte Mai, sobald die Gefahr der letzten Nachtfröste vorbei ist
- grundsätzlich unkomplizierte Kulturart
- in den letzten Jahren ist der Freilandanbau durch die Krautfäule sehr erschwert
- Ertrag: 2-5 kg/m2
- überwiegend Selbstbestäubung, Fremdbestäubung durch Insekten kann vorkommen
- Samen mindestens 6 Jahre keimfähig
Tomaten - auf Österreichisch Paradeiser - sind die Lieblingsfrüchte vieler Gärtnerinnen und Gärtner und haben sich, nicht zuletzt dank ihres erstaunlichen Formen- und Farbenreichtums, zur Symbol pflanze der Sortenvielfalt entwickelt. Paradeiser sind licht- und wärmehungrige Gewächse, sie stellen hohe Temperaturansprüche, beim Boden sind sie nicht so wählerisch.
Anbau
Im Regelfall sind alle Gartenböden für den Anbau von Paradeisern gut geeignet. Optimal für die Kultivierung sind Böden, die sich rasch erwärmen und einen hohen Humusgehalt haben. Äußerst empfindlich reagieren die Paradeiser auf schlecht durchlüftete Böden und stauende Nässe. Unter den zahlreichen Möglichkeiten Tomaten anzubauen, empfehlen wir zwei besonders: Erstens den Anbau unter Dach, wobei die Pflanzen an Schnüren hochgeleitet und ausgegeizt werden und zweitens den Anbau im Freiland, wo die Pflanzen nicht ausgegeizt und mit Stroh gemulcht werden.
Jungpflanzenanzucht
Nicht zu früh aussäen: Ende März/Anfang April reicht aus! Unter vielen Hausgärtnerinnen scheint es einen stillen Wettbewerb zu geben, wer als Erstes Paradeis-Jungpflanzen hat, und für viele ist die Aussaat der Paradeiser zum Startschuss für das neue Gartenjahr geworden. Viele passionierte Paradeiser-Gärtnerinnen säen bereits im Februar aus und stellen die zarten Pflänzchen ans Fensterbrett - oft über einen Heizkörper. Das Ergebnis sind lange, dünne, kraftlose Pflanzen. Um diese Jahreszeit gibt es einfach noch zu wenig Licht für die sonnenhungrigen Paradeiserpflanzen. Die Pflanzen brauchen so viel Licht wie möglich. Die Jungpflanzen sollen auf keinen Fall einen Trockenstress erleiden (das Substrat darf oberflächlich antrocknen, aber nicht austrocknen). Jungpflanzen sollten für ein zügiges Wachstum beständig gut gegossen werden, nur kurz vor dem Auspflanzen sollte man einmal mit Trockenheit stressen, um einen Impuls für das Wurzelwachstum nach dem Auspflanzen zu setzen. Für eine Kultur im Gewächshaus erfolgt die Aussaat Anfang März, im Erwerbsanbau für die geheizte Gewächshauskultur ab Januar. Optimale Keimtemperatur 24-28 °C, Keimdauer 6-10 Tage. Nach dem Keimen die Pflanzen wieder kühler (ca. 15 °C) stellen. Die Pflanzen benötigen ca. 6 Wochen von der Aussaat bis zur Pflanzung. Pikiert werden die Pflanzen 2-3 Wochen nach der Aussaat.
Auspflanzen
Im Garten setzt man Paradeiser in den meisten Regionen erst nach den Eisheiligen Mitte Mai, jedenfalls nach den letzten Frösten aus. Wichtig ist eine tiefe Bodenlockerung. Die Pflanzen sollen kurz und kräftig sein (keinesfalls getrieben). Die Pflanzen schräg und möglichst tief (= bis zum ersten Blattpaar) setzen - der Stamm bildet bei Berührung mit der Erde weitere Wurzeln aus. Die Pflanzen stellen sich wieder auf. Nach dem Einsetzen angießen. Pflanzabstände im Freiland sind 100 x 50 bis 100 x 100 cm; im Gewächshaus 75 x 40 bis 75 x 60 cm.
Temperaturansprüche
Grundsätzlich gilt: Paradeiser sind wärmebedürftig und brauchen einen warmen, sonnigen Standort. Sie sind frostempfindlich, überstehen aber erstaunlicherweise kurzzeitig niedrige Temperaturen von 1 °C. Über einen längeren Zeitraum vertragen Paradeiser Temperaturen von um die 10 °C. In kühlen Regionen mit einer kurzen Vegetationsdauer sind frühreife Sorten empfehlenswert (grundsätzlich gilt: kleinfrüchtige Sorten sind früher reif als großfruchtige). Weitere frühreife Sorten sind: ,42 Days Tomato', ,Alaska' und niedere Sorten, die für den Anbau am Balkon empfohlen sind.
Düngung
Paradeiser sind Starkzehrer: Vor dem Pflanzen das Beet mit kompostiertem Mist und Kompost (3-5 kg/ m2) düngen, diesen gut in den Boden einarbeiten. Paradeiser lieben Pflanzenjauchen: Brennnessel- und Beinwelljauchen können in der Hauptwachstumszeit Juni/Juli ca. alle 3-4 Wochen gegeben werden und fördern ein gesundes und kräftiges Wachstum. Der Hauptnährstoffbedarf beginnt bei einer Pflanzenhöhe von 1,5 m und voll einsetzender Fruchtentwicklung. Nährstoffüberschuss kann für ein Einrollen der Blätter verantwortlich sein.
Wasserbedarf
Nach dem Anpflanzen gut gießen - bis der erste deutliche Wachstumsschub sichtbar ist (ein Zeichen, dass die Pflanzen sich gut angewurzelt haben). Danach sparsam gießen - Paradeiser können ein sehr großes Wurzelsystem ausbilden, wenn die Wurzeln dem Wasser nach wachsen müssen. Paradeiser werden in beinahe allen Gärten viel zu viel gegossen: nur gießen, wenn sie in der Früh ihre Blätter hängen lassen. Zudem verbessert sich der Geschmack, wenn die Pflanzen eher trocken gehalten werden.
Geschützter Anbau und Stütze
In der Praxis haben sieh verschiedene Aufbinde- und Stützsysteme im Hausgarten sowie im Erwerbsanbau bewährt. Manche Gärtnerinnen sind sehr erfinderisch im Eigenbau von Überdachungen als Vorbeugung gegen Phytophthora. Diese Überdachungskonstruktionen können gleichzeitig genutzt werden, um die Pflanzen an Schnüren in die Höhe zu ziehen.
Schnüre: Das Aufziehen der Pflanzen mit Hilfe von Schnüren, die am Fuß der Pflanze befestigt werden, ist im Erwerbsanbau das am weitesten verbreitete Stützsystem für Paradeiser. Schnüre sind ein flexibles und einfaches Stützsystem. Wichtig ist, dass sie ausreichend dick sind, damit sie die Pflanzen nicht einschnüren. Sie werden gleich nach dem Setzen an der Pflanze befestigt und oben an einem Spanndraht fixiert. Die Schnüre werden dann regelmäßig im Verlauf des Wachstums alle 2-3 Wochen um die Pflanze gewunden- am besten immer im Uhrzeigersinn.
Pflöcke: Das einfachste System. Unmittelbar nach dem Pflanzen werden 2-2,5 m hohe, starke Pflöcke eingeschlagen und die Pflanzen daran festgebunden. Spiralstäbe: Diese sind aus Aluminium und damit sehr langlebig. Handelsübliche Längen sind 1,7 m und 2 m. Die Blätter wachsen entweder von selbst durch die Spirale oder werden durchgezogen, so dass kein zusätzliches Aufbinden notwendig ist. Bewährt haben sich Spiralstäbe allerdings nur für niedere Sorten. Großfruchtigen Sorten bieten Spiralstäbe zu wenig Halt, die Pflanzen reißen die Stäbe oft um. Ebenso bewährt haben sie sich in Trögen und Hochbeeten.
Pflege
Hier ist neben dem Aufbinden vor allem das „Ausgeizen" - also das Entfernen der Triebe in den Blattachseln - zu nennen. Entscheidend ist, dass man die Triebe nicht zu groß (maximal 10 cm) werden lässt. So entstehen keine unnötig großen Wunden, und die Wuchskraft wird in den Haupttrieb gelenkt. Nur bei trockenem Wetter ausgeizen. Am Morgen brechen die Triebe am leichtesten und die Wunden trocknen tagsüber gut ab. Die Triebe werden vorzugsweise händisch ausgebrochen. Die dabei entstehenden Wunden vernarben am besten. Wichtig ist zudem, dass nur der Trieb ausgebrochen wird und der Haupttrieb keinen Schaden erleidet. Dies erfordert bei vielen Sorten einige Übung, allzu leicht zieht man Hautfetzen vom Haupttrieb mit ab. Wer weniger Übung hat, kann die Triebe auch mit einem Messer abschneiden (2-4 cm hoch). Dann ist es sehr wichtig, auf saubere Arbeitsgeräte zu achten, da Krankheitserreger sehr leicht übertragen werden können (Messer nach jeder Pflanze desinfizieren). Raucherinnen können von der Zigarette auf die Pflanzen Tabakmosaikviren übertragen - daher vor dem Entgeizen nicht rauchen oder die Hände desinfizieren. Wie stark ausgegeizt wird ist nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern hängt auch von der Sorte und vom Befallsdruck mit Pilzkrankheiten ab. Bei einer feldmäßigen Kultur auf Stroh wird auf das Ausgeizen ganz verzichtet. Zwei Grundsätze des Ausgeizens seien aber genannt: Cocktailparadeiser können gut mehrtriebig gezogen werden, den bzw. die unteren Triebe belassen (diese blühen dann ca. 2 Wochen nach dem Haupttrieb). Buschförmig wachsende Sorten und Sorten mit feinen Trieben und Blättern wie die ,Gelbe Johannisbeere' sollten nicht ausgegeizt werden. Und: Je enger die Pflanzen stehen, desto stärker muss ausgegeizt werden.
Entblättern
Das entblättern ist eine wichtige Pflegemaßname, um eine optionale Luftzirkulation zu erreichen, und wirkt vorbeugend gegen Pilzinfektionen. Nur die untersten und nicht mehr als 3 Blätter pro Tag entfernen.
Mulchen
Paradeiser werden gerne mit Stroh oder Grasschnitt abgedeckt, der Boden kühlt nicht aus und bleibt locker, und das Unkraut wird unterdrückt. Den Mulch erst ausbringen, wenn der Boden ausreichend erwärmt ist (über 15 °C). Auch Brennnesseln und die ausgegeizten Triebe können als Mulch verwendet werden (vorausgesetzt, sie sind gesund).
Fruchtfolge und Mischkultur
Als Vorkultur eignen sich im Freiland Radieschen und Salat. Bewährt hat sich auch eine Gründüngung als Vorkultur (z.B. Gelbsenf, der bereits im März ausgesät werden kann). Paradeiser sind Starkzehrer und stehen daher in der Fruchtfolge an erster Stelle. Paradeiser jedes Jahr auf ein neues Beet setzen. Die alte Regel, dass Paradeiser selbstverträglich sind, gilt nicht mehr, sobald das erste Mal Phytophthora aufgetreten ist. Ein bewährter Mischkulturpartner ist Neuseeländerspinat. Entlang der Reihen können niedere und wärmebedürftige Kräuter wie Basilikum gesetzt werden, die den Pflanzen keine Wurzelkonkurrenz machen. Vor allem in Gewächshäusern kann der Platz so optimal genutzt werden.
Pflanzengesundheit
Seit mehr als 10 Jahren gibt es einen neuen Stamm der Pilzkrankheit Phytophthora infestans (Kraut- und Braunfäule), der aus den USA nach Europa gekommen ist und seither den Anbau von Paradeisern massiv erschwert hat. Galten bis dahin Paradeiser als unkomplizierte Gemüsekultur, die zwar viel Nährstoffe, aber sonst nicht viel Aufmerksamkeit benötigt, so ist der Anbau nun komplizierter. Die Krautfäule kann in feuchten Jahren die Pflanzen innerhalb von 2 Wochen hin wegraffen. Im Freiland tritt sie nur an „erwachsenen" Pflanzen auf, die schon in den Ertrag gehen. Der Pilz benötigt eine hohe Luftfeuchtigkeit und über mehrere Stunden nasses Laub (mindestens 4 Stunden und Temperaturen von 13-20 °C). Krankheitsbild: Der Pilz greift sowohl Blätter als auch Früchte an. Der Befall beginnt an den älteren Blättern mit zunächst grau grünen Flecken. Bei trockenem Wetter verdorren die Blätter, bei feuchtem Wetter verfaulen sie. Befallene Früchte bekommen braune Flecken oder sind ganz braun und hart. Die Erkrankung tritt hauptsächlich im Freiland auf, in Gewächshäusern ist sie seltener zu finden (mit Ausnahme der Stängel-Phytophthora). Die Übertragung über Samen wird diskutiert, üblicherweise infiziert der Pilz die Pflanzen ausgehend vom Boden oder von den für den Anbau verwendeten Materialen. Die Sorten sind unterschiedlich anfällig. Zudem sind Angaben zur Widerstandsfähigkeit der Sorten vorsichtig zu beurteilen, da sich einzelne Sorten an einem Standort als sehr robust erwiesen haben und an einem anderen als anfällig. Allgemein lässt sich sagen, dass die Anfälligkeit mit zunehmender Fruchtgröße steigt, da die Früchte später reifen.
Als präventive Maßnahmen haben sich bewährt:
- Der beste Schutz gegen die Krankheit ist der Anbau unter einem Dach (Stegplatte, Plastikplane etc.) oder in einem Gewächshaus, um die Pflanzen vor Regen zu schützen.
- Pflanzen nur von unten gießen (keine Beregnung, sobald sie in den Ertrag gehen).
- Boden um die Pflanzen mulchen (Heu, getrocknete Kräuter).
- Im Freiland: nicht entgeizen, mit Stroh mulchen
- Im Gewächshaus: Pflanzen rechtzeitig ausgeizen (wenn die Triebe max. 5 cm groß sind) und der Pflanze keine großen Wunden zufügen.
- Frühreife Sorten anbauen - diese schaffen es oft, vor dem Krankheitsausbruch abzureifen.
- Zurückhaltend düngen.
- Kranke Pflanzen immer zuletzt ausgeizen und beernten (die Pilzsporen werden auch durch Hände und/oder Werkzeug übertragen).
- Befallene Blätter rasch entfernen; diese Blätter nicht kompostieren, sondern entsorgen
(z.B. verbrennen). - Pflanzen nicht entspitzen.
- Nicht in der Nähe von Erdäpfeln anbauen.
- Erdäpfel nicht in Glashäusern vorkeimen.
- Pflanzenstärkende Mittel alle 2 Wochen nach der Pflanzung ausbringen (z.B. Ackerschachtelhalmtee, Biplantol Mykos, Elot-Vis, Braunalgenpräparate).
Bei Befall
- Befallene Blätter entfernen und entsorgen.
- Kupfer-Spritzung (absolute Notmaßnahme; Kupfer reichert sich im Boden an).
Auch verschiedene Viruserkrankungen können auftreten. Krankheitsbild: Junge Blätter sind an der Spitze kräuselig-gewellt; Aufhellungen entlang der Blattadern. Pflanzen wegen Gefahr der Ansteckung anderer Pflanzen/Sorten entfernen. Gerollte Blätter können auch physiologische Ursachen haben. Bei einem schwachen Virusbefall sind die nachwachsen den Blätter meist wieder normal ausgebildet. Keine Krankheit, sondern eine Ernährungsstörung (relativer Kalziummangel) ist die Blütenendfäule. Kalziummangel in der Pflanze ist nicht auf einen Kalziummangel im Boden zurückzuführen (eine Zusatzdüngung ist daher nicht sinnvoll!), sondern auf eine gestörte Aufnahme. Sie tritt bei heißem, trockenem Wetter und nachfol gendem starken Regen (oder Gießen) auf. Schadbild: Die Frucht ist am Fruchtende braun und eingesunken. Einzelne Sorten zeigen eine stärkere Anfälligkeit. Vorbeugung: für gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit sorgen, starkwüchsige Pflanzen bis zur ersten Traube entlauben. Eine Pilzkrankheit, die im geschützten Anbau Vorkommen kann, ist die Samtfleckenkrankheit (Erreger: Cladiosporium). Sie tritt bevorzugt bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wassertropfen auf den Blättern auf und kann auch über das Saatgut übertragen werden. Neuere, für den Erwerbsanbau gezüchtete Sorten sind meist resistent gegen diese Krankheit. Vorbeugung: für gute Durchlüftung und trockene Pflanzen sorgen. Vorbeugende Pflanzenstärkung ist möglich. Folgende Produkte zeigen laut Erfahrung von Bio Austria bei rechtzeitigem Einsatz einen verzögerten Befall: ultrafeines Gesteinsmehl, Equisetum Plus (Schachtelhalmextrakt), Myco-Sin, Globegreen, Biplantol mykos, Kendal und Vitisan. ln vielen Gewächshäusern (auch in Hausgärten) kommt die Korkwurzelkrankheit vor. Sie kann zu Kümmerwuchs und Fruchtfäule führen sowie zu deutlichen Ertragsverlusten. Vorbeugung: für die Ausbildung eines guten Wurzelsystems sorgen (auf gute Bodenstruktur achten, Jungpflanzen mit gut entwickelten Wurzeln setzen, zurückhaltend düngen), Anbaupause (mindestens 4 Jahre) einhalten, für belebten Boden sorgen (auch im Winter Boden feucht halten, Frucht folge einhalten, Zwischensaaten, Mulchen) und/oder das Gewächshaus regelmäßig auf einen neuen Platz stellen. Behandlung: befallene Pflanzen entfernen und entsorgen. Im Erwerbsanbau werden die Pflanzen auf resistente Unterlagen veredelt. Der Echte Mehltau führt kaum zu Ertragsverlusten und tritt vor allem im Sommer bei zu trockener Luft auf. Vorbeugung und Behandlung: Pflanzenstärkungsmittel einsetzen.
Ernte und Lagerung
Wenn Paradeiser im Herbst nicht ausreifen, die ganze Staude ausreißen und kopfüber aufhängen oder die Früchte abnehmen und im Dunkeln/Halbdunkeln bei niedriger Raumtemperatur (bei 10-13 °C) nachreifen lassen. Eventuell einen Apfel dazulegen, dann reifen sie schneller, weil Obst das reifebeschleunigende Ethylengas abgibt. Grüne und halbreife Tomaten sind bis zu 3 Monate haltbar.
Paradeiser als Balkongemüse
Für den Anbau in Töpfen eignen sich insbesondere sogenannte Buschparadeiser; also Sorten, die ein begrenztes Wachstum haben und maximal 60-80 cm hoch werden. Ebenso geeignet sind kleinwüchsige Sorten, die meist ein feingliedriges Laub haben. Als Pflanzgefäße eignen sich Kübel, die ein Fassungsvermögen von mindestens 20 Litern haben. Je größer, umso besser. In 60-Liter-Säcken/Gefäßen bringen die Pflanzen annähernd den Ertrag wie im Garten. Krankheiten und Schädlinge machen in der Regel auf dem Balkon keine Probleme.
Sortenempfehlungen
Aus der großen Fülle verschiedener Sorten nur einige wenige auszuwählen, gelingt nur, wenn man ihre Vorteile aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.
Besonders bei Kindern bliebt: Kinder mögen kleine, süße Früchte, also Cocktailtomaten, besonders gern. Sehr süß und aromatisch ist die biologisch-dynamische Züchtung ,Zuckertraube'. Sie ist sehr wüchsig und kann mehrtriebig gezogen werden. Ein feines Aroma hat auch die ,Justens Zuckertomate', die ebenfalls stark wächst. Ertragreich und sehr süß aromatisch ist ,Black Cherry' mit dunkelbraunen Früchten. Und immer beliebt ist die Sorte ,Dattelwein' mit birnenförmigen Früchten, die an Barbapapa erinnern.
Besonders früh
Besonders früh dran (bereits nach 45 Tagen abgeerntet) ist die Buschtomate ,Early Sibirian'. Grundsätzlich sind Cocktailtomaten die ersten, die im Garten reifen, dann folgen Salattomaten, und oft erst im September reifen Fleischtomaten. Unter den Salattomaten zählen ,Matina' und ,Quedlinburger Frühe Liebe' zu den frühen. Unter den Fleischtomaten ist ,Ochsenherz orange' mit einem feinen Aroma) besonders früh.