Erdapfel/Kartoffel

Erdapfel/Kartoffel

  • Solanum tuberosum - Nachtschatten­ gewächse
  • Vorkeimen 3-4 Wochen vor der Pflanzung Auspflanzen in milden Regionen: ab Anfang April unter Vlies
  • Auspflanzen in allen anderen Regionen: Ende April bis Ende Mai
  • bei Pflanzen, die zur Vermehrung dienen: Krautziehen Juli bis August
  • Ernte September bis Oktober
  • optimale Lagerung bei exakt 3-4 °C
  • Ertrag: 15-30 kg/10 m2

In einigen Hausgärten finden auch Erdäpfel - meist für den Frischverzehr - ein Plätzchen. Die Knollenfrucht hat eine sehr kurze Kulturdauer, ist aber leider sehr krankheitsanfällig. Trotzdem ist sie die ideale Einstiegskultur für NeogärtnerInnen. Und Erdäpfel bereiten den Boden auf für Gemüse, die in den Jahren nach ihnen auf dem Beet ge­pflanzt werden.

Anbau

Erdäpfel gedeihen auf leichten bis mittelschweren, jedenfalls tiefgründigen Böden besonders gut. Eine ausgeglichene Wasserversorgung und ein pH-Wert von 5,5-7 sind ebenso günstig (ein Erdäpfelbeet daher keinesfalls kalken). Wir empfehlen, die Knollen vorzukeimen. So erhält die Pflanze einen Wachstumsvorsprung von bis zu 4 Wochen und wächst damit auch der Hauptkrank­heit, der Krautfäule, davon. Dazu die Knollen etwa 4 Wochen vor dem Setzen aus dem Lager holen und bei 10-15 °C in flache Kisten dicht nebeneinander­ legen. Die Knollen sollen Licht bekommen, allerdings kein direktes Sonnenlicht. Im besten Fall bilden die Knollen aus allen Augen robuste, gefärbte, etwa 1 cm lange „Keime". Vor dem Setzen die Knollen tagsüber ins Freie stellen (abhärten).

Auspflanzen

In milden Regionen und in sandigen Böden, die sich rasch erwärmen, können Erdäpfel unter Vlies bereits Anfang April gesetzt werden. Dies lohnt sich allerdings meist nur für frühe Sorten, die als erste „Heurige" auf den Teller kommen. Sonst wartet man bis Ende April, besser Anfang Mai. „Setzt mi im April, kimm i wann i will, setzt mi im Mai, kimm i glei", sagt schon der Volksmund. Pflanzabstände: in der Reihe 30-35 cm zwischen den Reihen 50-70 cm. Die Knollen mindestens 10 cm tief setzen. Gepflanzt wird in Dämme oder in Furchen. Furchen zieht man erst zu, wenn die Pflanzen 20 cm hoch sind.

Teilen und Äugeln der Knollen

Wer aus wenigen Knollen viele Pflanzen machen möchte, kann die Knollen teilen oder äugeln: Unter Äugeln versteht man das Zerschneiden der Pflanzknollen in kleine Stücke mit je einem Auge. Das Auge zylinderförmig mit einem Stück „Fleisch" aus der Knolle schneiden. Am besten geht dies mit einem Apfelkernhaus-Entferner. So lassen sich aus einer Knolle 8-10 Teilstücke gewinnen. Die Teilstücke erst setzen, wenn sie auf der Schnittstelle verheilt sind. Zunächst in Töpfe und erst nach erfolgter Durchwurzelung - mit etwas dichterem Pflanzabstand - ins Freiland setzen.

Temperaturansprüche

Erdäpfel sind sehr frostempfindlich, können aber bis 1900 m Seehöhe angebaut werden. Warme Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit sind für den Anbau von Erdäpfeln ungeeignet, da dieses Klima viele ihrer Krank­heiten fördert.

Düngung und Wasserbedarf

Erdäpfel lieben gut mit Mist oder Kompost versorgte Böden, vertragen allerdings keine frisch gemisteten Böden. Zudem auch nicht zu stark versorgen - mit Stickstoff überdüngte Pflanzen sind krankheitsanfäl­lig, und der Geschmack und die Lagerfähigkeit leiden. Insgesamt sind die Erdäpfel jedoch bescheiden. Eine ihrer gro­ßen Stärken ist, dass sie auch auf kargen Böden wachsen - wobei die Erträge dann ebenfalls beschei­dener ausfallen. Verglichen mit anderen Gemüsen benötigen die Pflanzen nicht viel Wasser. Trotzdem: Reichen die Nie­derschläge nicht aus, müssen auch Erdäpfel bewässert werden. Sobald das Kraut beginnt, stark in die Höhe zur wachsen, sollte der Boden gut feucht sein, da die Pflanzen sonst rasch Knollen bilden und danach das weitere Wachstum einstellen. Bei anhaltender Tro­ckenheit in den Sommermonaten bleiben die Knollen klein. Am höchsten ist der Wasserbedarf in den ersten Wochen nach der Blüte (wenn die Pflanzen abblü­hen, beginnt die Knollenbildung). In warmen Regionen mit wenig Niederschlägen müssen Erdäpfel bewässert werden. Nur in der Früh und wenn möglich nur von unten bewässern, um das Risiko für Krautfäule gering zu halten.

Pflege

Im Jugendstadium sind Erdäpfel empfindlich gegen Unkräuter. Meist kann das Unkrauthacken aber mit dem Häufeln in einem Arbeitsgang kombiniert werden: Sind die Stauden ca. 20 cm hoch, häufelt man sie an. Dies erhöht den Ertrag. An den mit Erde zugeworfenen Sprossen bilden sich zusätzliche Wurzeln und Tochter­knollen. Etwa 3-4 Wochen später wird ein zweites Mal gehäufelt. Freiliegende Knollen mit Erde bedecken.

Fruchtfolge und Mischkultur

Erdäpfel verbessern den Boden und sind eine gute Vorkultur für alle Gemüse, daher eignen sie sich sehr gut als erste Kultur in einem neu angelegten Garten. Frisch umgebrochene Wiesen sind allerdings oftmals eine Quelle für Drahtwurmbefall, was sehr lästig sein kann wegen der Fraßgänge, die die Kartoffeln durch­ löchern. Erdäpfel galten bis vor kurzem als selbstver­träglich. In gänzlich gesunden Kulturen sind sie das auch nach wie vor, jedoch sind diese selten geworden, daher Anbaupausen von mindestens 3, besser 4 Jahren einhalten. Nicht neben Paradeisern anbauen, da die Krautfäule beide Pflanzen befallen kann.

Pflanzengesundheit

Hauptproblem beim Kartoffelanbau ist in allen Regi­onen die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans). Schadbild: Das Kraut wird etwa ab Mitte Juni zunächst braun, auf der Blattunterseite bildet sich ein silberweißer Pilzrasen, die Pflanzen sterben frühzei­tig ab. Während der Lagerung kann sich die Krankheit auf den Knollen weiter ausbreiten. Vorbeugung: luftig und nicht zu dicht pflanzen, windige Standorte wäh­len. Nicht nach oder direkt neben Paradeisern anbau­en. Stärken der Pflanzen mit Brennnesseljauche und Schachtelhalmbrühe. Bei Befall das Kraut entfernen und entsorgen (verbrennen, Bio-Müll), die Knollen können geerntet werden. Als Setzkartoffeln können sie nur verwendet werden, wenn das Kraut früh genug geschnitten wurde, sonst geht der Pilz mit ins Lager und ins nächste Anbaujahr. Frühere Sorten sind weni­ger gefährdet als spätere.

Daneben treten verschie­dene Virosen auf, die bewirken, dass eine befallene Sorte von Jahr zu Jahr weniger Ertrag bringt. Virosen werden von Blattläusen übertragen. Das Schadbild ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ein geringer Befall ist nicht unbedingt erkennbar. Bei einem stärkeren Befall sind die Blätter vergilbt oder eingerollt und/ oder verkrüppelt, und die Knollen bleiben klein. Vor­beugung: Auswahl von sogenannten feldresistenten Sorten. Diese können mit einem Befall umgehen und bauen trotzdem nicht im Ertrag ab. Aber diese Sorten sind selten. Sollten Sie auf eine Sorte stoßen, die in einem Garten oder in einem Betrieb bereits seit eini­gen Jahrzehnten immer wieder nachgebaut wird, ohne dass der Ertrag zurückgeht und die Pflanzen kränklich erscheinen, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine feldresistente Sorte. Bei der Vermehrung von Erdäpfeln wird das Kraut gezogen, um zu verhindern, dass Virosen von den Blättern über den Pflanzensaft in die Knollen wandern. Ein anderes Verfahren, das sich zur Blattlausabwehr bewährt hat, ist das Mulchen der Pflanzen mit gehäckseltem Stroh. Das Stroh reflektiert kurzwellige Strahlung. Diese sig­nalisiert den Blattläusen, dass keine grüne Blattmasse da ist (die langwellige Strahlung reflektiert), sie las­sen sich täuschen und landen nicht auf den Pflanzen.

Auf den Knollen können verschiedene Formen von Schorf auftreten. Netzschorf und Buckelschorf sind an braunen, rissigen und teilweise verkorkten Flecken erkennbar, Pulverschorf an kraterförmigen Pusteln. Die Sorten sind unterschiedlich anfällig. Während Netz- und Buckelschorf von Bakterien verursacht wird, ist Pulverschorf eine Pilzkrankheit. Vorbeugend Erdäpfel nur alle 4 Jahre auf derselben Fläche anbauen.

Die Bakterienkrankheit Erwinio spp. tritt infolge der Krautfäule auf, aber auch begünstigt durch Beschä­digungen der Knolle (Schneckenfraß, Mäusefraß). Die Knollen haben dann braune, weich-faule Stellen. Gesunde Knollen werden kaum befallen.

In manchen Jahren verursachen die Larven der Kartoffelkäfer (Lcptinotorso decemlineata) große Fraßschäden. Der Käfer schlüpft meist zur Zeit der Löwenzahnblüte aus seinem Winterquartier. Er frisst an den Stauden und legt auf die Blattunterseite orange, aufrecht stehende Ei-Gelege. Nach 14 Tagen schlüpfen die roten, an der Seite schwarz gepunkteten Larven. Ein starker Befall kann zu Kahlfraß führen. Vorbeugung: Eine sehr gute Wirkung gegen den Erdäpfelkäfer hat Phacelia, die man zwei Wochen vor den Erdäpfeln daneben in einer Reihe aussät. In Erdäpfelkäfer-Jahren kann man auch die Pflanzen in der Früh mit Steinmehl bestäuben, so können die Larven das Blatt nicht fressen. Behandlung: frühzeitiges und regelmäßiges Absam­ meln der Käfer, Ei-Gelege und Larven. Präparate mit Bacillus thuringiensissind auch im biologischen Anbau zugelassen. Doch sollte ein Einsatz dieser Präparate die Ausnahme und nicht die Regel sein.

Weitere ungeliebte Schädlinge sind die Drahtwürmer (dies sind die Larven verschiedener Schnellkäfer). Der Drahtwurm kommt in erster Linie nach Wiesenumbrüchen oder mehrjährigen Kleegras-Gründüngungen vor und nagt die Wurzeln ab, wodurch die Pflanzen absterben. Auch in die Knol­len frisst er flache Löcher und Gänge (Durchmesser 2-4 mm). Vorbeugung: nicht mit frischem Mist dün­gen, Förderung natürlicher Feinde wie Igel und Vögel. Behandlung: bei starkem Befall einige Tage vor dem Auspflanzen einige Erdäpfelknollen als Köder ausle­gen, dazu Knollen in Scheiben schneiden und im Boden vergraben. Nach einigen Tagen die Köderscheiben mit den daran nagenden Drahtwürmern einsammeln und vernichten. Häufig parallel zu Drahtwurmbefall hat man mit Schneckenlöchern zu kämpfen, ebenfalls ein Phänomen nach Wiesenumbrüchen. Schneckenlöcher sind größer als jene von Drahtwürmern.

Ernte und Lagerung

Erdäpfel haben eine sehr kurze Kulturdauer, bereits nach 3-4 Monaten sind sie erntereif. Frühe Sorten - je nach Witterung und Anbauzeitpunkt - zwischen Mitte Juni und Anfang Juli. Lagererdäpfel dürfen keinesfalls zu früh geerntet werden: Nach der Blüte bildet die Pflanze die Knollen richtig aus. Um die Schale aus­ härten zu lassen, erntet man am besten mindestens 2 Wochen nach dem Absterben des Krauts. Das ist meist ab Mitte September der Fall. Nur bei trockenem Wetter ernten. Wer selbst auch Pflanzkartoffeln für das nächs­ te Jahr ernten will, markiert zunächst die schönsten und kräftigsten Stauden mit einem Stab und erntet
nur von diesen Pflanzen. Optimale Saatkartoffeln sind von mittlerer Größe.

Erdäpfel als Balkongemüse

Die Ernte in Gefäßen wird nicht so üppig wie im Frei­land ausfallen, ist aber möglich. Ein Gefäß mit min­destens 50 cm Durchmesser halbvoll mit Erde füllen, 2-3 Knollen legen und 10 cm mit Erde bedecken. Wenn die Triebe 20-30 cm hoch sind, wieder Erde auffüllen. Dies hat den gleichen Effekt wie das Häufeln im Frei­land - es fördert die Knollenbildung. Mit Regenwurm­ kompost, Hornspänen oder Biofert düngen.

Sorten

Frühe Sorten

Frühe Sorten sind ,Juliperle’, ,Sieglinde', ,Allerfrüheste Gelbe' (diese ist etwas krankheitsanfällig)

Mittelfrühe Sorten

Mittelfrüh und ertragreich, festkochend, mit gutem Geschmack sind ,Nicola' und ,Ditta', beide sind auch gut lagerfähig. ,Jelly' ist eine neue Schweizer Zuchtsorte mit guter Widerstandskraft gegen Krautfäule, ebenso gut lagerfähig. ,Barbara’ kocht mehlig und ist gut beerntbar, da die Knollen eng zusammenliegen. ,Desiree' hat ovalrunde, relativ große Knollen, vor­wiegend festkochend. ,Linzer Rose' ist eine Kreuzung aus ,Goldsegen' und ,Desiree' und hat einen mittleren, aber sicheren Ertrag, da sie gegenüber Krautfäule und Schorf widerstandsfähig ist. ,Parli’ ist extrem mehlig und eine alte Sorte aus Graubünden.

Späte Sorten

,Mehlige Mühlviertler' ist eine Sorte, die feldresistent gegen einen Virusbefall ist. ,Goldsegen' bildet extrem große, gesunde, unförmige Erdäpfel, die sich gut einlagern lassen.

Blauschalige Sorten

,Blaue Schweden' ist unter den blauen Sorten die ertragreichste, die Knollen sind oval und mittelgroß. ,Viola': hat violettes Fleisch, eine dunkelblau-violette Haut und einen feinen Geschmack. ,Vitelotte’ besitzt ovale bis längliche, kleine Knollen und reift spät (Oktober). ,Ciclamen' ist rotschalig und reagiert auf Trockenheit besonders empfindlich.