Kopfkohl, Weißkraut, Rotkraut und Wirsing
Kopfkohl, Weißkraut, Rotkraut und Wirsing
Alle
- Starkzehrer
- bei vielen Schädlingen sehr beliebt, daher relativ hoher Pflanzenschutzaufwand, ideal: Anbau unter Netzen
- Fremdbefruchtung
- Samen mindestens 6 Jahre keimfähig
Weißkraut
- Brassica oleracea ssp. oleracea convar. capitata var. capitata aIba - Kreuzblütler
- Vorkultur: Frühsorten Ende Jänner bis Anfang Juli, Lagerkraut Ende März bis Anfang April
- Direktsaat: Frühsorten ab März bis Mai, Lagerkraut April
- Ernte nach 10-20 Wochen
- Ertrag: Frühkraut 2,5 kg/m2, Lagerkraut bis 7 kg/m2
Rotkraut
- var.rubra
- Vorkultur: Frühsorten Februar bis Anfang Juni, Lagerkraut Ende März bis Anfang April
- Direktsaat ab April/Mai
- Ernte nach 14-21 Wochen
- Ertrag: Frühkraut 2,5 kg/m2, bis 4 kg/m2
Wirsing
- var.sabauda
- Vorkultur Februar bis Ende Mai
- Direktsaat ab April
- Vorkultur Winterwirsing: Juni
- Auspflanzen Winterwirsing: Juni/Juli
- Ernte nach 8-20 Wochen (frostharte Sorten auch im Winter) Wintersorten überstehen bis -15 °C > Ertrag: Frühkraut 2,5, bis 4 kg/m2
Kopfkohl und andere Kohlgemüse spielen im Selbstversorgergarten tragende Rollen. Kraut und Rüben waren und sind als Sauerkraut oder Rübenkraut das Wintergemüse schlechthin und damit der wichtigste Vitamin-C-Lieferant über den Winter. Die Hitzeflüchtlinge gedeihen vor allem in Regionen sehr gut, die im Sommer nicht zu heiß sind, in Mittelgebirgslagen fühlen sie sich daher besonders wohl. Viele Sorten werden sehr groß und eignen sich eher für den Feldanbau als für den Anbau im Hausgarten. Der krause Wirsing heißt auch Welschkohl, in Österreich einfach nur Kohl und in Ostösterreich „Koch". In Deutschland heißt Weißkraut Weißkohl und Rotkraut Rotkohl. Wer noch keine gute Bodenfruchtbarkeit hat, baut die anspruchsloseren Frühsorten an.
Anbau
Weißkraut, Rotkraut und Wirsing werden zu unterschiedlichen Zeiten ausgesät, sonst unterscheiden sich Anbau und Ansprüche kaum. Wichtig ist eine Sortenwahl entsprechend dem Anbauzeitpunkt. Frühkraut kann bereits ab Ende Januar gesät werden und ist dann im Mai/Anfang Juni erntereif. Lagerkraut und Einschneidesorten werden erst Ende März/Anfang April gesät und reifen im Oktober/Anfang November. Sie müssen vor den ersten starken Frösten geerntet werden, die Köpfe selbst dürfen keinen Frostschaden erleiden. Frühkraut bevorzugt mittelschwere, Lagerkraut eher schwere Böden; jedenfalls verlangt Kopfkohl tiefgründige, humose Böden mit einem guten Wasserhaltevermögen. Der Boden muss vor dem Setzen tief gelockert werden. Weißkraut kann sowohl direkt gesät als auch vorgezogen werden. In der Regel ist eine Vorkultur für Frühkraut jedenfalls sinnvoll. Winterwirsing wird später gesät und dann im Juni/Juli ausgepflanzt. Er soll etwa faustgroß in den Winter gehen und ist dann im Januar/Februar direkt am Beet beerntbar.
Jungpflanzenanzucht
Erste Aussaat (für Frühkraut) ab Ende Januar. Die Samen keimen bereits bei 2 °C, optimale Keimtemperatur: 20 °C. Die Pflanzen im Keimblattstadium pikieren und kühler stellen (12-14 °C), ab März auspflanzen. Lagersorten und Einschneidesorten werden deutlich später ausgesät: ab Anfang April in Vorkultur oder gleich direkt ins Freiland (Vorkultur ca. 4 Wochen). Vor dem Auspflanzen abhärten. Keinesfalls überständige Jungpflanzen (maximal 4 Laubblätter) setzen, sie neigen zur Schosserbildung.
Auspflanzen
Die Pflanzabstände richten sich nach der Größe der Knöpfe, Frühsorten sind in der Regel kleiner, hier reichen Abstände von 50 x 50 cm. Lagersorten und Einschneidekraut: Abstände 70 x 70 cm.
Temperaturansprüche
Kohlgewächse gedeihen im gemäßigten Klima sehr gut. Weiß- und Rotkraut gedeihen in den Hanglagen der Mittelgebirge (550-1200 m) und kühleren Regionen besonders gut. Die kühlen, taubringenden Nächte üben auf seine Entwicklung einen sehr günstigen Einfluss aus. Zudem wachsen die Pflanzen nicht so rasch und bilden feinere und zartere Blätter aus, was vor allem für Sauerkraut sehr wichtig ist. Der lockere Wirsing hat auch in vielen Mittelmeerländern eine lange Anbautradition und ist hier ein typisches Herbst- und Wintergemüse.
Düngung
Kopfkohle sind die Starkzehrer schlechthin. Vor allem Sorten mit einer langen Reifedauer können große Mengen an Nährstoffen umsetzen und in den Blättern speichern. Das Beet vor dem Setzen der Pflanzen gut mit Kompost (3-5 kg/m2) oder mit kompostiertem Mist versorgen. Die Pflanzen einige Wochen nach dem Setzen und bevor die Kopfbildung einsetzt nochmals mit Pflanzenjauche düngen.
Wasserbedarf
Kopfkohle haben einen sehr hohen Wasserbedarf und gedeihen nur bei ausreichender Wasserversorgung gut. Daher sind viele Landsorten auch in Gebieten mit höheren Jahresniederschlägen entstanden. Den größten Wasserbedarf haben die Pflanzen nach Einsetzen der Kopfbildung im Juli und August. Ohne Bewässerungsmöglichkeit können Kopfkohle nur auf sehr speicherfähigen Böden angebaut werden. Plötzliche hohe Wassergabe (oder auch Starkregen) nach längeren Trockenperioden können ausgebildete Köpfe leicht zum Aufspringen bringen.
Pflege
Wer gesunde Kohlpflanzen ohne größeren Aufwand ernten will, baut die Pflanzen am besten unter einem Kulturschutznetz an. Kopfkohle benötigen einen gut belüfteten Boden, daher regelmäßig den Boden lockern (bis August) und idealerweise mulchen. Vor der Kopfbildung fördert ein Anhäufeln der Pflanzen das Wurzel- und damit das Pflanzenwachstum.
Fruchtfolge und Mischkultur
Fruchtfolge: Alle Kohlgemüse sind Starkzehrer. Gerade im Bio-Landbau ist es ratsam, sie auf einem Beet anzu bauen, auf dem vorher eine Winterbegrünung (Hülsenfrüchte pur oder mit Getreide gemischt) gewachsen ist. Kohlgewächse sind dann krankheitsanfällig, wenn der Anteil von Kreuzblütlern in der Fruchtfolge über 30 % ausmacht und der Boden einen niedrigen pH-Wert hat. Dann kommt es leicht zu Problemen mit Kohlhernie. Kohlgewächse dürfen frühestens wieder nach 3 Jahren auf demselben Beet angebaut werden. Sind Krankheiten aufgetreten (die über den Boden in den Folgejahren die Pflanzen infizieren), erst wieder nach 5-6 Jahren. Wer gerne und viel Kohlgemüse im Garten anbaut, wählt keinen Gelbsenf als Gründüngung. Kopfkohle haben einen guten Vorfruchtwert für die nachfolgende Kultur, sie hinterlassen einen gut durchwurzelten Boden. Gute Vorfrüchte für Kopfkohl sind Gemüse aus der Familie der Hülsenfrüchte oder eine Gründüngung.
Mischkultur
Folgende Methode hat sich bewährt; Sobald im Frühling der Boden abgetrocknet ist, setzt man an den Beeträndern je eine Reihe Salatpflanzen im Abstand von 50cm. Die Kohlarten werden dann dazwischen gesetzt, sobald sie Pflanzbereit sind, bis die Kohlarten den gesamten Platz beanspruchen, ist der Salat schon geerntet. Ebenso bei Krautpflanzen.
Pflanzengesundheit
Kohlgewächse sind einem großen Krankheits- und Schädlingsdruck ausgesetzt. Wer die empfohlenen Anbaupausen einhält, die Pflanzen nicht mit frischem Mist düngt und gesundes Saatgut verwendet, wird allerdings kaum Probleme mit Pflanzenkrankheiten haben. Ein Kulturschutznetz oder geeignete Nachbarpflanzen halten viele Schädlinge ab: Da sowohl Paradeiser als auch Kopfkohle Starkzehrer sind und Paradeiser Schädlinge von den Krautpflanzen abhalten, ist dies eine ideale Mischkultur (sofern nicht mit Kulturschutznetzen gearbeitet wird). Randbepflanzungen mit Lavendel halten Schädlinge ab, etwa zwischen die Reihen gesetzte Ysop-, Blattsellerie- und Borretschpflanzen. Die ausgegeizten Triebe der Paradeiser halten, als Mulch aufgebracht, ebenfalls Schädlinge ab. Eine samenbürtige Pilzkrankheit ist der Erreger der sogenannten „Umfallkrankheit" (Phoma Ungarn}. Bereits die jungen Pflanzen können absterben, aber auch ein späterer Befall ist möglich. Bei engen Fruchtfolgen kann Kohlhernie auftreten; sie wird von einem Schleimpilz verursacht, der das Wurzelsystem zu Wucherungen anregt. Je früher die Infektion erfolgt, desto größer ist der Schaden. Vorbeugung: kalken (bei einem pH-Wert über 7 hat der Pilz keine Chance). Wenn Kohlhernie aufgetreten ist, sollte eine Anbaupause von 7 Jahren eingehalten werden. Relativ häufig tritt die Kohlfliege (Delia radicum) auf. Sie ähnelt der Stubenfliege und legt ihre Eier an den Wurzelhals der Jungpflanzen, wenige Tage darauf schlüpfen die Maden, die in kurzer Zeit das Wurzelsystem so schädigen, dass die Pflanzen welken und absterben. Vorbeugung: keinen frischen Mist ausbringen, Fruchtfolge einhalten, Jungpflanzen, die im Freien stehen, und ausgepflanzte Jungpflanzen unter ein dichtes Kulturschutznetz (Maschenweite < 2 mm) setzen, für ein rasches Anwachsen der Pflanzen sorgen (wenn nötig beregnen). An allen Kohlgewächsen können Erdflöhe massive Schäden anrichten. Die Schäden sind im Mai und bei trockenem Wetter (hier kann es zu einem Massenbefall kommen) am größten. Die 1,5-3 mm kleinen und glänzenden Tiere sind keine echten Flöhe, sondern Käfer, sie fressen rundliche Löcher in die Blätter. Die Jungkäfer können zudem Krankheiten übertragen. Vorbeugend: für ein schnelles Wachstum sorgen, die Beete gut lockern, die Pflanzen feucht halten und idealerweise mit Kulturschutznetzen abdecken (Maschenweite bis 0,8 mm). Direkte Behandlung: Pyrethin-Präparate (mit Zusatz von Kaliseife). Allerdings kann es sein, dass rasch neue Erdflöhe zufliegen. Starke Fraßschäden können der Kleine Kohlweißling (Pieris ropac) und der Große Kohlweißling {Pieris brassicae) anrichten. Vorbeugend: Nützlinge (Schlupfwespen) fördern durch Hecken und Raine, rechtzeitig (= bereits im Mai) Kulturschutznetz (Maschenweite bis 5 mm) aufbringen und gut befestigen. Behandlung mit biologischen Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Bacillusthuringiensis-Präparaten (gemischt mit 1-prozentiger Zuckergabe). Auch alle anderen Schädlinge lassen sich durch ein Kulturschutznetz abhalten, wie Kohldrehherzmücke, Kohlmotte, Kohleule(Hauptschaden ab August/September). Aber auch wenn ein Kulturschutznetz verwendet wird, muss mindestens einmal wöchentlich kontrolliert werden, da die Eier der Schädlinge bereits an den Jungpflanzen abgelegt worden sein können oder die Kulturschutznetze undicht sein können. Raupen händisch absammeln. Vorbeugend gegen die Kohldrehherzmücke: keine Pflanzung zwischen Juni und Mitte Juli.
Ernte und Lagerung
Frühe Kohlsorten müssen, wenn sie erntereif sind, ziemlich rasch geerntet werden, sonst platzen die Köpfe auf (vor allem, wenn es in dieser Zeit viel regnet). Die meisten Herbst- und Wintersorten sind robuster und können auch einige Wochen erntereif auf dem Beet bleiben. Rotkraut hat meist eine längere Kulturdauer als Weißkraut und ist nicht so lange lagerfähig wie dieses. Frühe Kohlsorten sind ab Anfang Juni erntereif. Später gepflanzter Kopfkohl reift zwischen Juli und Oktober. Weißkraut für die Verarbeitung zu Sauerkraut wird im September und Oktober geerntet und eingeschnitten. Kopfkohl, der gelagert werden soll, bleibt am besten so lange wie möglich auf dem Feld und wird erst kurz vor dem ersten Frost geerntet. Dann die Pflanzen samt Strunk aus der Erde ziehen und die Wurzeln grob von der Erde befreien (so entstehen keine Verletzungen, und die Köpfe bleiben im Lager leichter gesund). Wenn die Köpfe ohne Strunk gelagert werden, nur einschichtig in Obstkisten legen
Kopfkohl als Balkongemüse
Kopfkohle eignen sich nicht als Balkongemüse, sehr wohl aber für Hochbeete.
Sorten
Weißkraut (Kulturdauer 50-60 Tage)
Frühkraut hat eine Kulturdauer von 50-60 Tagen. ,Juniriesen' ist ein extrem frühes Frühkraut, das ab März angebaut und im Mai geerntet wird. Bereits ab Mitte Januar kann im geschützten Anbau ,Marner Allfrüh' gesät werden, ebenso der plattrunde ,Wiener Allerfrühester Mittelgroßer'. Weitere bewährte, frühe Sorten sind ,Topas' und ,Durby Day', sowie die Lokalsorte aus der Toskana ,Crema Tonda'.
Lagersorten (Kulturdauer 100-120 Tage)
Steinharte und kleine Köpfe hat die historische Schweizer Sorte ,Bergkabis’, die bis Juli gesät werden kann und lange lagerfähig ist. ,Andor' ist eine Auslese aus dem Kärntner-Steirischen Gebirgskraut und ebenso wie der biologisch-dynamisch gezüchtete ,Dottenfelder Dauer' ausgezeichnet lagerfähig. Die sehr gute Lagersorte ,Türkis’ bildet größere Köpfe; er ist erst gut und mürbe, wenn er lang gelagert wird. Ebenso wüchsig und ertragreich ist ,Dowinda’ mit langer Kulturdauer (120 Tage). Ein frühes und verlässliches Spitzkraut ist ,Express'.
Klassische Einschneidesorten (Kulturdauer80-120 Tage)
Plattrund und bereits nach 80 Tagen reif ist das ,Wiener Breindl’, eine Landsorte aus dem Wiener Becken ist das ,Seibersdorfer', ,Krimicke' ist eine böhmische Landsorte, die ebenso wie die biologisch-dynamische Neuzüchtung ,Donator' eine lange Reifedauer hat. Ein feines Blatt hat der ,Holsteiner Platter'.
Lager- und Einschneidesorten
Die ursprünglich steirische Lokalsorte ,Premstättner Schnitt' ist schnellwüchsig, das ,Kärntner-Steirisches Gebirgskraut' bildet kleine Köpfe und ist kurz lagerfähig. Das bekannte ,Filder' reift nur auf Böden mit guter Humusversorgung und ist nach 95 Tagen reif. Eine sehr lange Kulturdauer hat der ,Vinschger Kobis', der nur für Lagen mit warmem Herbst geeignet ist und mit weitem Pflanzabstand gesetzt werden muss. Ebenso groß werden die harten Köpfe des ,Tullnerfelder', kleiner bleiben die Köpfe des ,Oststeirerkraut'.
Rotkraut
Extrem früh - bereits Ende Juni - erntereif ist ,Amarant', danach reift der ,Marner Frührotkohl'. Ein frühes Rotkraut ist ,Granaat'. Platzfenster sind ,Rodynda' (für trockene Lagen nicht geeignet) und ,Marner Lagerrot', die sich auch gut lagern lassen. Spitze Rotkrautsorten sind die tschechischen Sorten ,Kalibos' und ,Vysoke'. Eine spätreife Sorte mit begrenzter Lagereignung ist ,Wiener Dauerrot'.
Butterkohl und Wirsing
Beim Butterkohl können die äußeren Blätter, noch bevor sie einen Kopf bilden, abgenommen werden. Feine Butterkohlsorten für den Sommer und Herbst sind ,Westlandse Putjes', ,Goldberg', ,Eisenkopf', ,Vorbote 3' (dieser kann im geschützten Anbau ab Mitte Januar gesetzt werden, später gesetzte Pflanzen sind auch gut lagerfähig. Klassische Wirsingsorten sind ,Best of all' mit blau-grünen, festen Köpfen und sehr guter Lagerfähigkeit. Auch in Grenzregionen reifen der dunkelgrüne ,Vertus' und der hellgrüne ,Wiener Winter'. Beide sind nicht so gut lagerfähig wie die spätreifen Sorten ,Winterfürst' und ,Dauerwirsing', die nur in den warmen Gemüseregionen abreifen und ebenso frostfest sind wie der ,Marner Grüfewi'.