Kohlrabi

Kohlrabi

  • Brassica oleracea convar. caulorapa var.gongylodes – Kreuzblütler
  • Aussaat für Pflanzung im Gewächshaus: ab Anfang Jänner
  • Aussaat für Pflanzung unter Folie: ab Anfang Februar
  • Aussaat im Freiland: ab Anfang April bis Mitte Juli
  • Ernte Ende April bis Ende Oktober
  • Kulturdauer: Frühsorten 12-20, Spätsorten 16-32 Wochen
  • Pflanzabstand: Frühsorten 25 x 30 cm, Spätsorten 40 x 50 cm
  • Ertrag: 2-5 kg/m2
  • Fremdbefruchtung
  • Samen mindestens 6 Jahre keimfähig

Kohlrabi zählen zu den leicht zu kultivierenden „Einsteigerpflanzen“ für Neogärtnerinnen. Sie sind ein rasch wachsendes Frühlingsgemüse oder kön­nen auf Beeten, die im Sommer beerntet werden, als zweite Frucht gesetzt werden. Der uns heute vertraute Kohlrabi mit wenigen und relativ kleinen Blättern und sehr zartem Fleisch wurde aus den ursprünglicheren Strunkkohlrabis entwickelt. Da zwischen gibt es noch Übergangsformen, die sehr große Knollen ausbilden und bis März lagerfähig sind. Frühkohlrabi ist bereits 8-12 Wochen nach der Pflanzung erntereif.

Anbau

Kohlrabi hat ähnliche Bodenansprüche wie ^ Kopfkohl. Für einen Anbau im Gewächshaus ab Anfang Jänner säen und ab Februar pflanzen. Unter Vlies kann ab Anfang März gepflanzt werden. Lagerkohlrabi für die Spätherbsternte wird bis Anfang Juli gesät und bis Anfang August gepflanzt, Sorten mit kurzer Entwick­ lungsdauer auch noch später. Kohlrabi verträgt auch etwas Schatten.

Jungpflanzenanzucht

Empfohlene Keimtemperatur 16-20 °C, danach küh­ler stellen, jedoch nicht unter 12 °C, da bei zu kühlen Anzuchttemperaturen die Pflanzen keine Knolle aus­ bilden. Nach ca. einer Woche pikieren und die Pflan­zen für den frühen Anbau abhärten (die Jungpflanzen zunächst nur untertags ins Freie stellen). Auch wer Jungpflanzen für den frühen Anbau kauft, muss darauf achten, dass diese abgehärtet sind.

Auspflanzen

Pflanzabstände für Früh- und Sommersorten ca. 25 x 30 cm, für Riesen-Kohlrabi ca. 40 x 50 cm. Nicht zu tief (nicht tiefer als in der Vorkultur) auspflanzen. Ein zu tiefes Setzen führt zu Wachstumsstockungen.

Temperaturansprüche

Kohlgewächse gedeihen im gemäßigten Klima sehr gut. Weiß- und Rotkraut gedeihen in den Hanglagen der Mittelgebirge (550-1200 m) und kühleren Regio­nen besonders gut. Die kühlen, taubringenden Nächte üben auf seine Entwicklung einen sehr günstigen Ein­fluss aus. Zudem wachsen die Pflanzen nicht so rasch und bilden feinere und zartere Blätter aus, was vor allem für Sauerkraut sehr wichtig ist. Der lockere Wir­sing hat auch in vielen Mittelmeerländern eine lange Anbautradition und ist hier ein typisches Herbst- und Wintergemüse.

Düngung und Wasserbedarf

Boden ausreichend düngen, Kohlrabi zählt zu den Mittelzehrern und braucht über die Kulturdauer eine gleichmäßige Nährstoffversorgung. Wasser- oder Nährstoff mangel führt zu Wachstumsstockungen und holzigen Knollen. Die rasch wachsenden Knollen brau­ chen schnell verfügbare Nährstoffe. 6 Wochen nach dem Pflanzen mit einer Pflanzenjauche düngen. Bei trockenem Wetter ausreichend gießen. Sonst Vorsicht beim Wässern, bei zu starker Bewässerung platzen die Knollen.

Pflege

Boden regelmäßig hacken, idealerweise mulchen.

Fruchtfolge und Mischkultur

Da Kohlrabi über lange Zeit gesetzt werden kann, kön­ nen immer wieder frei gewordene Erntelücken mit Kohlrabi bepflanzt werden. Wer nur rasch wachsen­ de Kohlrabisorten pflanzt, kann aufgrund der kurzen Kulturdauer mit der empfohlenen Anbaupause von 4 Jahren bei Kreuzblütlern etwas großzügiger umge­ hen (außer, es haben sich Krankheiten eingeschlichen). Kohlrabi selbst hat nur einen geringen Vorfruchtwert, da fast die gesamte oberirdische Pflanzenmasse abge­ erntet wird. Aufgrund des geringen Platzbedarfs kann Kohlrabi mit vielen anderen Kulturen in reihenweiser Mischkultur kombiniert werden. Kohlrabi bewährt sich dabei insbesondere als „Raumausnützungspflanze“ zwischen Kulturen, die anfangs langsam wachsen und dann nach der Kohlrabiernte dessen Wuchsraum zur Verfügung haben. Bewährt haben sich: Mischkultur mit Salat, Puffbohne, Gartenmelde, Gurke, Lauch, Rote Rübe, Sellerie.

Pflanzengesundheit

Kohlgewächse sind einem großen Krankheits- und Schädlingsdruck ausgesetzt. Wer die empfohlenen Anbaupausen einhält, die Pflanzen nicht mit frischem Mist düngt und gesundes Saatgut verwendet, wird allerdings kaum Probleme mit Pflanzenkrankheiten haben.

Ein Kulturschutznetz oder geeignete Nach­barpflanzen halten viele Schädlinge ab: Da sowohl Paradeiser als auch Kopfkohle Starkzehrer sind und Paradeiser Schädlinge von den Krautpflanzen abhalten, ist dies eine ideale Mischkultur (sofern nicht mit Kul­turschutznetzen gearbeitet wird). Randbepflanzungen mit Lavendel halten Schädlinge ab, etwa zwischen die Reihen gesetzte Ysop-, Blattsellerie- und Borretsch­pflanzen. Die ausgegeizten Triebe der Paradeiser halten, als Mulch aufgebracht, ebenfalls Schädlinge ab.

Eine samenbürtige Pilzkrankheit ist der Erreger der sogenannten „Umfallkrankheit“ (Phoma Un­ garn}. Bereits die jungen Pflanzen können absterben, aber auch ein späterer Befall ist möglich. Bei engen Fruchtfolgen kann Kohlhernie auftreten; sie wird von einem Schleimpilz verursacht, der das Wurzelsystem zu Wucherungen anregt. Je früher die Infektion erfolgt, desto größer ist der Schaden. Vorbeugung: kalken (bei einem pH-Wert über 7 hat der Pilz keine Chance). Wenn Kohlhernie aufgetreten ist, sollte eine Anbaupause von 7 Jahren eingehalten werden.

Relativ häufig tritt die Kohlfliege [Delia radicum) auf. Sie ähnelt der Stubenfliege und legt ihre Eier an den Wurzelhals der Jungpflanzen, wenige Tage darauf schlüpfen die Maden, die in kurzer Zeit das Wurzel­ system so schädigen, dass die Pflanzen welken und absterben. Vorbeugung: keinen frischen Mist aus- bringen, Fruchtfolge einhalten, Jungpflanzen, die im Freien stehen, und ausgepflanzte Jungpflanzen unter ein dichtes Kulturschutznetz (Maschenweite < 2 mm) setzen, für ein rasches Anwachsen der Pflanzen sorgen (wenn nötig beregnen).

An allen Kohlgewächsen können Erdflöhe massive Schäden anrichten. Die Schäden sind im Mai und bei trockenem Wetter (hier kann es zu einem Massenbefall kommen) am größten. Die 1,5-3 mm kleinen und glän­zenden Tiere sind keine echten Flöhe, sondern Käfer, sie fressen rundliche Löcher in die Blätter. Die Jungkäfer können zudem Krankheiten übertragen. Vorbeugend: für ein schnelles Wachstum sorgen, die Beete gut lockern, die Pflanzen feucht halten und idealerweise mit Kulturschutznetzen abdecken (Maschenweite bis 0,8 mm). Direkte Behandlung: Pyrethin-Präparate (mit Zusatz von Kaliseife). Allerdings kann es sein, dass rasch neue Erdflöhe zufliegen.

Starke Fraßsehäden können der Kleine Kohlweißling (Pieris ropac) und der Große Kohlweißling {Pi er is brassicae) anrichten. Vorbeugend: Nützlinge (Schlupf­wespen) fördern durch Hecken und Raine, rechtzeitig (= bereits im Mai) Kulturschutznetz (Maschenweite bis 5 mm) aufbringen und gut befestigen. Behandlung mit biologischen Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Bacillus-thuringiensis-Präparaten (gemischt mit 1-prozentiger Zuckergabe). Auch alle anderen Schäd­ linge lassen sich durch ein Kulturschutznetz abhal­ ten, wie Kohldrehherzmücke, Kohlmotte, Kohleule(Hauptschaden ab August/September). Aber auch wenn ein Kulturschutznetz verwendet wird, muss mindestens einmal wöchentlich kontrolliert werden, da die Eier der Schädlinge bereits an den Jungpflanzen abgelegt wor­den sein können oder die Kulturschutznetze undicht sein können. Raupen händisch absammeln. Vorbeu­ gend gegen die Kohldrehherzmücke: keine Pflanzung zwischen Juni und Mitte Juli.

Ernte und Lagerung

Auch die zarten Blätter des Kohlrabis sind essbar. Sie können wie Spinat zubereitet oder geschnitten unter einen Blattsalat gemengt werden. Am besten ist Kohl­ rabi frisch aus dem Garten. Wer Frühsorten dennoch lagern will: das Laub abdrehen (mit Laub ist die Knolle kürzer haltbar). Die Knolle lässt sich im Kühlschrank 2 Wochen lagern. Typische Lagersorten sind viel länger haltbar: Sie können – je nach Sorte und Lagerbedin­gungen – bis in den März gelagert werden.

Kohlrabi als Balkongemüse

Die frühreifen Sorten können auch in Pflanzgefäßen auf dem Balkon angebaut werden. Im Balkonkistchen kann etwas enger gesetzt werden (einreihig, alle 20 cm).

Sortenvielfalt

Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal für den Anbau im Garten ist die Kulturdauer und damit die jahreszeitliche Anbaueignung. Sorten mit kurzer Kulturdauer können auch für die Herbsternte ange­baut werden. Frühsorten brauchen von der Saat bis zur Ernte 12-20 Wochen, Spätsorten/Lagersorten 16-32 Wochen. Unterschieden werden zudem „weiße“ Sorten mit blassgrüner Schale und „blaue“ Sorten mit blau-violetter Schale. Weiße Sorten (aus der jeweiligen Reifegruppe) sind früher reif als blaue.

Der Urahn des Kohlrabis ist der Strunkkohlrabi. Dieser hat sehr große Knollen (bis zu 35 em hoch und über 15 cm dick), hohes (bis zu 70 cm) und dichtes Laub, das auch als Futter für Nutztiere verwendet werden kann. Strunkkohlrabi wird trotz seiner Größe und lan­gen Kulturdauer nicht holzig.

Sorten

Frühsorten weiß

Der früheste ist der frostwiderstandsfähige .Lanro‘, gefolgt von .Noriko! Altere bewährte Sorten sind der eher kleine .Wiesmoor Weißer Treib‘ und der .Wiener Weißer Glas1. Beide dürfen erst nach den ersten Frösten ins Freie und eignen sich fürs Mistbeet.

Frühsorten blau

.Blaro‘ ist der früheste und frostbeständigste. Die Sor­ ten .Wiener Blauer Glas* und ,Azur Star‘ erst ab April aussäen. Für den Sommer: .Delikatess Blauer‘.

Spätsorten

Der bekannte .Superschmelz‘ wird selbst bei 4 kg gro­ßen Knollen nicht holzig, ebenso einlagern lassen sich die blauen Sorten .Blauer Speck‘ (.Goliath‘), .Dyna‘ und .Blaril!

Strunkkohlrabi

Erhaltene, alte, bewährte Strunkkohlrabis sind die Sor­ten .Böhmischer Strunk‘ oder .Strynka‘.